Mordsverkehr by Wolfgang Burger

Mordsverkehr by Wolfgang Burger

Autor:Wolfgang Burger
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Karlsruhe-Krimi, Regio-Krimi, Regionalkrimi, Karlsruhe, Kontrast Verlag, Wolfgang Burger, Burger
Herausgeber: Kontrast Verlag
veröffentlicht: 2012-09-19T00:00:00+00:00


9

Die Polizeipräsidentin drückte jedem der Besucher kräftig die Hand. „Ich freue mich, Sie einmal hier im Präsidium begrüßen zu dürfen, auch wenn der Anlass nicht gerade erfreulich ist. Aber wann führt uns schon einmal ein erfreulicher Anlass zusammen, nicht wahr, Herr Oberbürgermeister? Vielleicht möchten Sie hier neben mir sitzen, und Herr Volmer von der Staatsanwaltschaft – Sie kennen sich? – dort drüben, dann müssen wir nicht so schreien. Ich darf übrigens vorstellen, das hier ist unser Hauptkommissar Förster vom Dezernat Eins. Er leitet zurzeit die Ermittlungen und wird ein bisschen Protokoll führen.“

Alle nahmen Platz. Der Oberbürgermeister, ein großer, athletischer Mann, dem man ansah, dass er auch kurz vor Erreichen des Pensionsalters noch regelmäßig Sport trieb, faltete die Hände auf dem Tisch, starrte zwei Sekunden auf seine knochigen Finger, dann blickt er auf.

„Frau Präsidentin. Jetzt wird es wohl ernst. Der Druck aus der Bevölkerung nimmt zu, und ich weiß nicht, wie lange ich die harte Linie noch fahren kann. Es sind bereits vor dem heutigen Anschlag Stimmen laut geworden, warum man dem Mann nicht wenigstens hie und da ein wenig nachgibt. Natürlich sind wir prinzipiell dagegen, aber wenn es so weitergeht, dann ...“ Er verstummte.

„Wir arbeiten an dem Fall mit allen Kräften, die wir momentan aufbieten können, Herr Oberbürgermeister. Unglücklicherweise haben wir jetzt auch noch diesen Polizistenmord. Aber ich hoffe, dass der in ein, zwei Tagen geklärt sein wird, und dann werden wir mit allem, was wir haben, an diese Attentate gehen. Der Polizistenmord hat Vorrang, da muss ich um Ihr Verständnis bitten. Das bin ich meinen Leuten schuldig.“

Der Oberbürgermeister nickte nachdenklich.

„Warum können wir nicht in Kleinigkeiten nachgeben? Uns tut es nicht weh, und Ihnen verschafft es Zeit für Ihre Arbeit.“

Die Präsidentin zündete sich eine Zigarette an und schüttelte energisch den Kopf.

„Vorläufig sollten wir an so etwas nicht denken. Was ist denn schon Großes passiert? Ein älterer Mann ist einem Herzinfarkt erlegen, der ihn vermutlich in den nächsten Tagen ohnehin getroffen hätte, und ein noch älterer Mann ist Opfer seiner Sammelleidenschaft geworden. Natürlich ist das im Einzelfall schrecklich. Aber glauben Sie mir, wenn Sie anfangen nachzugeben, dann haben Sie vielleicht, ich wiederhole: vielleicht, vor dem einen Täter Ruhe, dafür kommen an seiner Stelle drei andere. Alle Erfahrung sagt: von Anfang an hart bleiben. Sehen Sie nach Italien. Dort wird inzwischen das Vermögen der Familien von Entführungsopfern beschlagnahmt, um eine Lösegeldzahlung zu verhindern. Denken Sie an die RAF. Ich habe übrigens neulich Ihr Interview gehört. Damals waren Sie noch meiner Meinung. Warum heute nicht mehr?“

Der Oberbürgermeister betrachtete wieder seine Hände. „Ich habe meine Meinung nicht geändert, Frau Doktor Kaufmann. Ich denke nur laut. Wie geht das weiter? Was tun wir, wenn Sie den Mann nicht fassen? Wenn etwas wirklich Schlimmes passiert?“

„Noch haben wir Zeit. Die Anschläge kommen in großen Abständen, offenbar immer nach vier Wochen. Der Täter ist ein Pedant, er liebt die Ordnung. Und in vier Wochen kann vieles geschehen. Lassen Sie mich diesen Polizistenmord klären, und dann werde ich alles aufbieten, was ich habe.“

Der Oberbürgermeister lehnte sich zurück, nahm die Brille ab und massierte seine Nasenwurzel.



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